Ice Age in Chile

Auf unserer Fahrt vom Titicacasee nach Arequipa in Peru sind wir immer wieder an schönen Seen und Vicunas vorbei gerast. Und das fotografische Herz hat Klaus bei den vielen verpassten Möglichkeiten schwer geblutet. Daher sind wir nach einem kurzen (und vor allem warmen) Zwischenstopp in Arequipa und bei den Condoren im Colca Canon zügig nach Chile weitergefahren um dort den vielen Lagunen im Altiplano auf den „Pelz“ zu rücken.

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In Arica, der ersten chilenischen Stadt nach der Grenze haben wir uns sofort auf die Suche nach einem möglichst günstigen Mietauto gemacht. Sportlich wie wir sind, haben wir jede einzelne Autovermietung in Arica zu Fuß abgegrast. Erst bei der letzten (und nach einigen Kilometern in einer nicht so ansprechenden Gegend) ist uns eingefallen, dass wir das ganze ja auch locker telefonisch erledigen hätten können. Da sieht man wieder, wie weit wir inzwischen gedanklich von der Existenz eines Handys entfernt sind… Schlussendlich haben wir unser Auto übrigens bei der allerersten Vermietung gebucht.

Am nächsten Tag sind wir pünktlich um 09:00 Uhr morgens in Richtung Lauca Nationalpark gestartet. Dank des rasterförmigen Städtebaukonzeptes und des Einbahnsystems sind wir ohne Probleme auf die richtige Ausfahrt gekommen und nach ein paar Kilometern haben wir auch die Abzweigung ins Valle de la Lluta gefunden. Zuerst führt die Straße durch ein grünes Flusstal, das links und rechts von Sanddünen und Felswänden regelrecht eingekesselt ist. Aber schon bald steigt der Weg in steilen Serpentinen von Meereshöhe auf knapp 4.500 Höhenmeter an. Die Landschaft wird immer karger und schließlich haben wir wieder das Altiplano mit trockenen Grasbüscheln, kleinen Seen und spitzen Vulkankegeln erreicht.

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Und dank des eigenen Gefährts können wir nun auch nach jeder Kurve stehen bleiben und den spektakulären Ausblick genießen, uns an Vicunas heranschleichen und hunderte Fotos machen. Am frühen Nachmittag haben wir uns schnell ein Zimmer im kleinen Ort Parinacota gesucht, bevor wir wieder zur Laguna Chungara aufgebrochen sind. Die Lagune liegt auf 4.500 m am Fuße des Vulkans Parinacota (6.350 m). Und dort hatten wir das Glück neben zahlreichen Enten und Gänsen auch die ersten Flamingos zu sehen. In der Aufregung haben wir nicht mitbekommen, dass wir bei der Umrundung des Sees mit dem Auto die Grenzstation passiert haben und ins Niemandsland zwischen Bolivien und Chile „eingedrungen“ sind. Die chilenischen Grenzer haben unsere schnelle Wiedereinreise mit einem Kopfschütteln kommentiert und uns trotzdem freundlich durchgewinkt.

Nach einem malerischen Sonnenuntergang sind wir in unser Hostal zurückgekehrt um dort festzustellen, dass es im Auto um einiges wärmer war als im Speisezimmer. Nachdem wir das Abendessen um 7:00 Uhr hinter uns gebracht haben, unser Schlafzimmer ein noch größerer Eisschrank war, haben wir uns mit einem französischen Pärchen und deren elektrischem Wasserkocher zusammengeschlossen. Die nächsten 2 Stunden verbrachten wir mit Würfelpoker und unzähligen Tassen Tee in einer lustigen Runde. Der Tee hat sich zwar in der Nacht gerächt, aber wenigstens war uns kurzzeitig nicht ganz so kalt. Leider ist es auch in unseren Schlafsäcken bis in der Früh eher ungemütlich geblieben, obwohl wir wiedermal die Schiunterwäsche ausgepackt haben. Unser Zimmerwirt hat uns beim Frühstück freundlicherweise mitgeteilt, dass die Temperatur um 6:00 Uhr morgens immer noch –18 Grad war. Kein Wunder, dass uns in dem zugigen Zimmer nicht warm geworden ist!

Unser erster Weg war daher auf den Parkplatz um nach unserem Auto zu schauen, dass sich über Nacht in einen Eiskristall verwandelt hat. Nach einer kurzen Schrecksekunde, wo uns Gedanken über Frostschutzmittel und Co durch den Kopf geschossen sind, ist das Auto (das jetzt auf den Namen Frostbeule hört) doch brav angesprungen und wir konnten den zweiten Tag im Nationalpark voll genießen. Besonders witzig sind die „Tagua„ (kugelrunde, schwarze Vögel), die mit ihren überraschend langen Zehen sehr unbeholfen übers Eis rutschen um auf die offenen Stellen der Laguna zu kommen. Angeblich frieren manche der Vögel über Nacht sogar im Eis ein und müssen am nächsten Tag warten, bis das Wasser wieder auftaut. Diese Theorie haben wir aber nicht verifizieren können.

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Die nächste Station auf unserer Reise war die Wüstenstadt Calama mit der nahen Kupfermine Chuqucamata. Dank zwei weiterer Minen ist Chile weltweit der größte Kupferexporteur und betreibt in der Nähe von Antofagsta die größte Tagbaumine der Welt. Chuqucamata ist mit 5 km Länge, 3 km Breite und 1 km Tiefe „nur“ die zweitgrößte Kupfermine der Welt. Uns haben die Dimensionen trotzdem sehr beeindruckt. Besonders spannend fanden wir, dass alle Minenarbeiter vor ein paar Jahren nach Calama umgesiedelt wurden. Einerseits aus Gesundheitsgründen aber andererseits aus mangelnden Ablageflächen für das taube Gestein. Inzwischen ist bereits die Hälfte der Geisterstadt von riesigen Schotterhaufen zugeschüttet.

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Eine verhältnismäßig kurze Busfahrt (nur 1,5 Stunden) bringt uns tief in die Atacama Wüste in das Dorf San Pedro, das als Ausgangspunkt für viele Ausflüge in die Umgebung dient. Hier ist es während des Tages bereits wunderbar warm, aber in der Nacht sinken die Temperaturen aufgrund der Höhe unter null und lassen sogar die sehr salzhaltigen Lagunen an den Rändern zufrieren.

Da unser Versuch ein Auto in Calama oder San Pedro zu mieten leider fehlgeschlagen ist, haben wir für 3 Tage ein Gesamtpaket bei der Agentur Ayulla, die uns sehr empfohlen wurde, gebucht. Das ganze hat sich aber als Schuss in den Ofen erwiesen. Der erste Ausflug ins Valle de la Luna hat aus Teilnehmermangel nicht stattgefunden und wir mussten schnell eine andere Agentur finden. Die Tour zum Geysir-Feld von El Tatio hat zwar 30 Minuten früher begonnen als geplant, dafür war aber kein Führer dabei sondern nur ein Fahrer, der uns mehr oder weniger kommentarlos bei dem dampfenden Arreal ausgeladen und eine Stunde später wieder eingesammelt hat. Unser letzter Ausflug hat dafür um 2 Stunden später als geplant begonnen, dafür sind wir 1 Stunde früher zurückgekommen. Ich brauche wahrscheinlich nicht extra erwähnen, dass wir gemeinsam mit unseren Mitfahrern jeden Abend in der Agentur gestanden sind, uns mächtig beschwert haben und unter anderem erfolgreich Geld zurück verlangt haben. Am letzten Abend ist Felipe, der geniale Tourverkäufer dann aufgesprungen, hat seinen Job „gekündigt“ und ist einfach gegangen. Komischerweise haben wir ihn am nächsten Tag dabei gesehen, wie er in der Früh wieder brav aufgesperrt hat 🙂

Trotz aller Probleme mit der Organisation, waren die verschiedenen Landschaften extrem sehenswert (siehe Fotos) und wir haben bei jeder Tour sehr nette Leute kennengelernt. Den letzten Abend haben wir also in Gesellschaft von Veronika und Christoph aus Oberösterreich, Leah und Meggy aus den USA sowie Alejandra und Nicoleta aus Chile bei einem Pisco auf Kosten der Agentur verbracht.

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Das chilenische Nationalgetränk hat uns erfolgreich über die klirrende Kälte hinweg getröstet, aber wir freuen uns schon auf ein Steak und ein gutes Flascherl Rotwein bei freundlicheren Temperaturen in Argentinien..

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