Brasilien – von Piranhas zum Caipirina

Nach 4 Monaten schlechter, extrem kurvenreicher Bergstraßen und Schotterpisten, klapprigen Bussen mit Reifen, die bei uns als Slicks durchgehen würden, sind wir nun im Land der Autobahnen und klimatisieren Busse angekommen. Damit der Übergang nicht ganz zu abrupt ist, sind wir ca. 200 Kilometer nach der bolivianischen Grenze ins Pantanal abgezweigt.

Das ca. 230.000 km² große Grasland wird in der Regenzeit bis zu 3 m hoch überschwemmt. In diesem speziellen Feuchtgebiet leben mehr als 650 Vogelarten und 80 verschiedene Säugetierarten, darunter auch Jaguare, Brüllaffen, Ameisenfresser und Wasserschweine.Und selbstverständlich tausende Kaimane und jede Menge Anacondas (angeblich). Um dieser vielfältigen Tierwelt richtig auf „den Pelz“ zu rücken haben wir uns für 5 Tage in einem Camp im südlichen Pantanal eingemietet. Und damit wir das Abenteuer auch so richtig auskosten können, haben wir uns statt für Betten für Hängematten entschieden. Nachdem wir die Dinger am ersten Abend noch eher skeptisch betrachtet und uns im Geiste schon eine schlaflose Nacht und furchtbare Kreuzschmerzen vorgestellt haben, sind wir am nächsten Morgen um 4:30 überraschenderweise sehr gut ausgeschlafen und ohne Schmerzen aufgestanden. Schnell hat sich eine tägliche Routine entwickelt: sehr zeitige Tagwache um auf Fotosafari zu gehen, lange Siesta in der Hängematte und am späten Nachmittag nochmal ein Ausflug zum Tiere beobachten. Da wir von Galapagos ja sehr verwöhnt waren, mussten wir uns hier wieder daran gewöhnen, dass die Vögel und die Capibaras (Wasserschwein) nicht für die Fotos posieren wollten, sondern einfach davonlaufen. Die Anacondas waren überhaupt so unfreundlich, sich gar nicht zu zeigen.

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Nur die Kaimane haben unseren Modelansprüche genüge getan, und sind faul in der Sonne liegen geblieben. Dafür haben wir sie dann auch mit selbstgefischten Piranhas gefüttert. Den Rest der Fischerl haben wir dann doch selber verspeist. Für uns allerdings kein so kulinarisches Highlight, denn nach dem frittieren ist außer Haut, Gräten und Zähnen nicht mehr viel übrig geblieben.

Nach den 5 Tagen all inklusive Urlaub im Pantanal sind wir 1.800 km quer durchs Land gerast und sind knapp 24 Stunden später in Rio angekommen. Für die gleiche Strecken hätten wir in den Anden wahrscheinlich 3 Tage gebraucht…

Und auch hier in Rio de Janeiro, der „wunderbaren Stadt“ wie sie von den Bewohnern genannt wird, konnten wir unserem zoologischen Forschungsauftrag nachkommen. Neben Totenkopfäffchen am Zuckerhut und Fregattenvögel die die Christus-Statue umkreisten, haben wir hier auch die Spezies der Fussballfans kennen gelernt. Obwohl wir beide am „Ballett am grünen Rasen“ nur beschränktes (bzw. ich gar kein) Interesse haben, konnten wir uns ein Spiel im groessten Stadium der Welt nicht entgehen lassen. Daher sind wir am fruehen Abend mit ca. 29.000 Flamengo-Fans aus Rio und knapp 1.000 Fans vom Desporte Club aus dem Norden Brasiliens ins Maracana Stadium eingezogen. Obwohl damit noch ca. 70.000 Menschen in der Arena Platz haben, war die Stimmung einfach unbeschreiblich. Und als „wir“ dann auch noch 3:0 gewonnen haben, hat der Jubel in Rio kein Ende gefunden. Wie die Stimmung erst bei einem Lokalderby oder gar beim Finalspiel der WM ist, das hier 2014 abgehalten wird, können wir uns fast nicht mehr vorstellen.

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In den paar Tagen, in denen wir Rio erkundet haben, hat uns wahrscheinlich am meisten überrascht, dass die Favelas (die berüchtigten Armenviertel von Rio) mitten in der Stadt verteilt liegen, und nicht wie etwa in Asien Ghettos am Stadtrand bilden. So kommt es, dass ein Bezirk der Superreichen mit Überwachungskameras, Sicherheitsdienst und mit von Stacheldraht gekrönten Mauern direkt neben einer Favela liegt. Auf uns haben die (ebenfalls abgezäunten) Favelas mit ihren kleinen bunten Ziegelhäuschen, die meistens direkt den Berg hinauf gebaut sind, von außen keine so armen Eindruck gemacht, wie zum Beispiel die Lehmhütten der Indios in den Anden. Dass die Bewohner in einer Sackgasse zwischen Drogenmafia und Polizeigewalt stecken, ohne wirkliche Perspektiven und mit einer niedrigen Lebenserwartung steht natürlich auf einem ganz anderen Blatt.

Von diesen Problemen bekommt man in den wohlhabenden Vierteln von Ipanima und Copacabana recht wenig mit. Die kilometerlangen, weißen Strände werden jeder europäischen Traumvorstellung von Rio gerecht. Nur die bekannten Strandhaserl haben sich ein bisschen versteckt. Aber es ist hier ja quasi noch mitten im Winter.

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Und nachdem wir ja schon die Fischspezialität Brasiliens verkostet haben, mussten wir natürlich auch das Nationalgetränk Caipirina versuchen. Bis wir endlich die perfekte Mischung von Lime, Zucker und Cachasa gefunden haben, war das Flascherl allerdings schon leer.

Unsere Fotos sind wie immer im Album.

Eine Antwort auf „Brasilien – von Piranhas zum Caipirina“

  1. Endlich! unglaublich wie lange 12 Tage (zwischen den Berichten) dauern können wenn man selbst nicht (mehr) unterwegs ist. Ich weiss jetzt was alle gemeint haben die uns das geschrieben haben.
    Das Pantanal muss wunderschön gewesen sein, da sind wir ja nur durchgerauscht und haben es aufs nächste mal verschoben …?Der Oktober ist angebrochen und ihr zählt sicher auch schon die Tage. Wie gehts Euch so, jetzt gegen Ende hin? Die Heimat wartet und freut sich auf Euch!!!?Fahrt noch gut weiter und passt auch auf den letzten Metern gut auf!?
    alles Liebe

    jo+k

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